GuKst du?
Erfahrungsbericht von Mag. Maria Grossauer
Das visuelle Kurzzeitgedächtnis ist bei Kindern mit Down Syndrom ausgeprägter als das auditive. Soll heissen: Gesehenes wird besser aufgenommen als Gehörtes. Das ist genau umgekehrt wie bei Regelkindern.
Deshalb hat Prof. Etta Wilken ein System entwickelt, das es speziell DS Kindern leichter macht, Sprache zu erlernen und sich schon vor dem Sprechen ausdrücken zu können. Weil, wie bei allen Kindern, das Verstehen schon sehr viel größer ist, als der Wortschatz und das sich ausdrücken können. Und auch Gebärden machen ist für besondere Kinder leichter als das weitaus komplexere Sprechen. Diese beiden Dinge sind eine gute Voraussetzung, um GuK (Gebärden unterstützte Kommunikation) anzuwenden.
Das System soll beim Spracherwerb helfen und die erlernten Gebärden werden mit dem tatsächlichen Einsetzen des Sprechens immer mehr durch die Sprache ersetzt. Ausserdem machen Erwachsene automatisch einige Gesten bei kleinen Kindern begleitend zum Sprechen (winken, ja, nein, klatschen, groß, klein, Körperteile zeigen…). Für kleine Kinder sind Gebärden grundsätzlich ab etwa 8/9 Monaten interessant – Kinder mit Down Syndrom sind dann meistens 14 – 20 Monate alt.
Bedenken
Wir haben uns langsam an das Thema herangetastet und hatten Anfangs auch die Sorge, dass die Sprache dadurch unterdrückt wird. Nach viel Lesen, Dokumentationen ansehen und Nachfragen bei anderen Eltern mit Down Syndrom Kindern, sind wir aber nun zum Entschluss gekommen, dass das eine gute Sache ist. Und wir probieren es.
Es wäre sehr schade, wenn Felix zwar schon weiß, was er will, aber total frustriert ist, weil er sich nicht verständlich machen kann.
Langsam in den Alltag einfliessen lassen
Buch anschauen
Bilderbuch anschauen ist eine der Lieblingsbeschäftigungen von Felix und da ist es ganz einfach, die gesehenen Dinge mit einer Gebärde beim sprechenden Erklären zu unterstützen. Manchmal sieht er ganz aufmerksam zu, manchmal macht er eine Gebärde spontan nach und oft interessiert es ihn gar nicht. Aber genauso soll es sein. Spielerisch angeboten und eingeflochten – ohne Druck.
Alltägliches
Essen, trinken, schlafen gehen – die wichtigsten und häufigsten Begriffe versteht Felix schon sehr gut. Und diese Begriffe begleiten wir seit einiger Zeit mehr oder weniger konsequent mit der entsprechenden Gebärde. Wir haben das Gefühl, dass er das Wort durch die Gebärde noch deutlicher bestätigt “sieht” und oft mit einem doppelt freudigem “ja” (ja, ich hab’s erkannt und ja, ich will). Aktiv wendet er davon noch nichts an.
Karten lesen
Nein, das ist nichts esoterisches ;-). Das Arbeitsmaterial des GuK Systems besteht aus 3 verschiedenen Arten von Karten. Auf 100 Karten sind die Gebärden der wichtigtsen Grundbegriffe für kleine Kinder abgebildet. Ein Junge und ein Mädchen zeigen, wie Wörter gebärdet werden. Andere Karten zeigen Abbildungen zu diesen Gebärden-Wörtern. Ergänzend zu den Bildern und Gebärden gibt es noch Wort Karten mit dem geschriebenen Wort (die sind für später – manche Kinder mit Down-Syndrom können ab einem Alter von 3 Jahren lesen).
Die Fortschritte
mit 18 Monaten
Im Moment fragen wir ihn alle möglichen Dinge und er antwortet mit einem deutlichen “ja”, er dreht den Kopf weg oder sieht nach unten. Manchmal dreht er uns den Rücken zu (deutlicher geht’s nicht ;-)). Ein ganz aufgeregtes “jjja jjja jja!” benützt er auch von selbst, wenn er etwas möchte, aber auch hier müssen wir wieder nachfragen was er meint.
mit 19 Monaten
Felix gebärdet: Haus, Hund, Ente, Halt, Hände waschen, Fisch, essen, Bausteine
sagt: Auto, Blume (Brrruuaah), Schnecke (ldldldldl)
Er zeigt mit dem ausgestreckten Arm wohin und was er will, er winkt zur Begrüssung und Verabschiedung, klatscht, hebt die Arme um hochgenommen zu werden, kann Bussi schicken, versteht “eiei lieb sein!” und streichelt dann die betreffende Person (oder Gegenstand), er zeigt das Ohr, die Augen, die Nase, den Mund und seinen Bauch auf Verlangen
Es macht ihm riesigen Spaß, wenn er z.Bsp. Haus zeigt, und wir bestätigen die Geste und sagen “Haus”.