Hilfen für den Unterricht

die das Lernen und die Entwicklung von Kindern mit Down-Syndrom (DS) unterstützen

Kinder mit DS freuen sich genau so auf den ersten Schultag wie ihre nicht behinderten MitschülerInnen.

Die meisten von ihnen gewöhnen sich auch sehr schnell an den Schulalltag. Anpassungsschwierigkeiten treten vor allem bei Kindern auf, die vorher wenig Kontakt mit ihrer Umwelt hatten.

 

Eine gute Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen und Eltern schafft die zum Lernen notwendige Sicherheit, in der Kinder sich wohl fühlen.

So ist es von Vorteil, wenn LehrerInnen ihre SchülerInnen schon vor Schulbeginn kennen lernen. Dies könnte bei einem Schulschnuppertag-Tag, bei einem Spielenachmittag oder bei einem Besuch zu Hause geschehen. In Gesprächen mit den Eltern können sich die LehrerInnen auch über eventuelle gesundheitliche Probleme und Besonderheiten informieren. Der Kontakt zu TherapeutInnen ist wichtig, um dem Kind die richtigen Hilfen anbieten zu können.

 

Die meisten Kinder mit Down-Syndrom fühlen sich in der Gruppe wohl und gehen gern zur Schule.

Sie sind meist spontan, feinfühlig und freundlich und werden im Allgemeinen von der Gruppe gut akzeptiert. Manchmal treiben sie – wie andere Kinder auch – Unfug, testen die Grenzen aus oder wollen mit auffallendem Verhalten, oft auch Toben oder Weglaufen, im Mittelpunkt stehen. Durch liebevolle Begleitung und klare Grenzen können aber unerwünschtes Verhalten und “Clownerie” vermieden werden.

 

Für die Kinder ist es wichtig, dass der Unterrichtstag klar strukturiert ist und möglichst keine plötzlichen Änderungen vorkommen.

Der gewohnte Ablauf gibt dem Kind Sicherheit, auf Veränderung reagiert es oft mit Ablehnung und mangelnder Flexibilität. Kinder mit Down-Syndrom können sich nicht sofort auf veränderte Bedingungen einstellen. Ein übersichtlicher Tagesplan und Vorankündigungen sind für das Kind eine Hilfe. 

Aufgrund der veränderten Geninformation durch das zusätzliche Chromosom 21 kommt es zu Abweichungen bei der Strukturbildung des Gehirns, die zu spezifischen Beeinträchtigungen führen und angepasste Hilfen erfordern. 

Es ist immer wieder verblüffend, welche Ähnlichkeiten die Kinder untereinander im Bezug auf ihre Stärken und Schwächen aufweisen und wie sehr sie sich trotzdem in ihrem Aussehen, Temperament und ihrer Lernfähigkeit voneinander unterscheiden. Wer einmal die Chance hatte, mehrere Kinder mit Down-Syndrom kennen zu lernen, wird dies bestätigen können.

Trotz der Einzigartigkeit jedes Kindes gibt es jedoch Lernprobleme, die für die meisten – nicht für alle – typisch sind.

 

Schwierigkeiten bestehen für fast alle Kinder mit DS im sprachlichen Bereich, wobei die Streuung jedoch enorm groß ist. Manche sprechen erst einige Wörter, andere können bereits ganze Sätze fast richtig sprechen. Der Einsatz von “sprachbegleitenden Gebärden” (GuK) kann Kindern, die noch wenig sprechen, die Kommunikation erleichtern und die Frustration, nicht verstanden zu werden, ersparen.

 

Als besonderes Problem ist auch die deutlich verlangsamte Antwortbereitschaft anzusehen, die oft größer ist, als es die normale Toleranz der Bezugsperson zulässt. Oft werden dann neue Impulse zu früh gesetzt, blockieren die gerade einsetzenden Reaktionen des Kindes und verstärken damit die Passivität.

 

Mit Sicherheit ist aber das Sprachverständnis bei Kindern mit DS besser ausgebildet als ihr Sprachvermögen. Wenn man im Unterricht darauf achtet, Anweisungen kurz, klar und deutlich zu formulieren, nicht mehrere Informationen gleichzeitig gibt und auch visuelle Hilfen anbietet, wird das Kind sicher dem Unterrichtsgeschehen folgen können.

Das visuelle Gedächtnis ist bei Kindern mit DS in der Regel gut ausgebildet. Optische Stimuli sind sehr effektiv und entschädigen sie dafür, dass sie oft Schwierigkeiten mit dem akustischen Gedächtnis haben. Illustrationen, Bilder und Symbole sind wertvolle Elemente für das Lernen. So können die meisten Kinder mit DS auch Lesen lernen. Als besonders hilfreich hat sich dabei das Lesen und Schreiben von Ganzheitswörtern erwiesen, z.B. das Leseprogramm nach der “Macquarie-Methode“, das durch die sog. Flash-Methode unterstützt werden kann.

Im mathematischen Bereich sind die Leistungen im Vergleich zum Lesen und Schreiben meist geringer. Es zeigt sich jedoch auch hier eine große Streubreite in den Leistungen der Kinder. Schwierigkeiten im Erwerb von Vorstellungen, im Speichern, im vorausschauenden Denken und im Erkennen von kausalen Beziehungen erschweren das Lösen von abstrakten Rechenaufgaben. Je anschaulicher und handlungsorientierter die Inhalte präsentiert werden, desto eher können Kinder mit DS mit der Welt der Mengen und Zahlen vertraut werden. Hier haben die Erfahrungen in Österreich gezeigt, dass Kinder mit DS vom kybernetischen Fingerrechnenprofitieren (“Rechnen mit links und rechts” von Mag. Bernadette Wieser). 

 

Besonders im Bereich der rhytmisch-musikalischen Erziehung, sowie auf kreativ-künstlerischem Gebiet sind Kinder mit DS durchaus begabt und begeisterungsfähig. Übungen in diesen Bereichen erweisen sich als äußerst hilfreich zum Aufbau des Selbstvertrauens. Sie sind besonders notwendig, um die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit zu unterstützen.

 

Manche Kinder mit DS lernen Verhaltensweisen, die sehr effektvoll sind, um Lernsituationen zu vermeiden, wenn die Aufgaben zu schwierig oder zu leicht sind. Sie setzen diese Vermeidungsstrategien ganz gezielt und gekonnt ein, um Aufgaben aus dem Weg zu gehen und sind äußerst erfindungsreich und “theaterreif”. Diese Verhaltensweisen beeinflussen aber nicht nur das Lernen, sondern auch das wirkliche Potential der Kinder. Der Lehrer sollte wach und bestimmt die Vermeidungstaktik unterbinden.

Kinder “leben” von der Anerkennung und Kinder mit DS ganz besonders. Ein Lächeln oder ein paar lobende Worte, eine liebevolle Hand auf der Schulter reichen oft aus, um ein Kind mit Down-Syndrom dazu zu bringen, sich anzustrengen und nachhaltige Lernerfolge zu erzielen.

 

“Alle dürfen alles lernen, jeder darf auf seine Weise lernen und jeder bekommt die Hilfen, die er braucht.” Prof. Dr. Georg Feuser

Quelle: “Miteinander leben – voneinander lernen” Erfahrungen und Informationen zur Integration von Kindern mit Down-Syndrom in der Schule – Broschüre der Selbsthilfegruppe Leben mit Down-Syndrom, Wegbegleitung für Eltern und Betroffene in OÖ