Selbstbewusst mit Down-Syndrom
Wie können Erfahrungen in Beruf und Freizeit die Auseinandersetzung mit dem Down-Syndrom fördern und dadurch zu sicherer Identität und mehr Autonomie beitragen?
Angebote, Gruppen, Projekte und Ideen, die die Identitätsfindung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern, gibt es verschiedene. Ein ideales Angebot und den einzig richtigen Zeitpunkt dafür gibt es nicht.
Aus unserer Erfahrung ist es wichtig, ab Beginn des Sprachverständnisses der Kinder in einfachen Worten das Down Syndrom zu benennen und altersgerechte Antworten zu geben.
Das Sprechen über Grenzen und der Austausch darüber, dass etwas langsamer, oder oft nur nach vielen Wiederholungen gelingt, gelten für alle Menschen mit Down Syndrom. Sie schaffen Offenheit, mit klaren Worten Orientierung für die Menschen mit Down Syndrom, aber auch für die Familie und ihre Umwelt.
Ermöglicht wird dadurch ein entspannter Umgang miteinander. So werden Familiengeheimnisse, die sich erfahrungsgemäß negativ auswirken, erst gar nicht aufgebaut.
Ansprechen von Besonderheiten hilft
Ein frühes Ansprechen der Besonderheiten des Down Syndroms bei Betonung der Stärken des Kindes, schützt es vor Enttäuschungen wie sie z.B. in Spielgruppen, im Kindergarten, bei der Nutzung von Kultur- und Sportangeboten, aber auch beim Eintritt in die Schule auftreten können. Möglichkeit, sich über kindgerechten Informationen und ein frühes Sprechen über das Down-Syndrom auseinander zu setzen bieten sich an, wenn Eltern DS-Gruppen oder Elternforen besuchen, die über das Babyalter hinausgehen.
Neue Möglichkeiten DS als etwas Selbstverständliches zu thematisieren, bieten die von aktiven Eltern initiierten Angebote, wie große Treffen des Elternnetzwerkes und Gruppen, wie die im Förderinstitut 3×21 angebotenen “girl und boy groups“ im Volksschulalter.
Initiativen und Projekte
In der Down Syndrom Ambulanz konzentrieren wir uns bewusst auf realisierbare Initiativen für Menschen mit DS, die über Sponsoring finanzierbar sind und von qualifizierten BegleiterInnen betreut werden. Aktuelle Projekte sind die Schwimmgruppen, je nach Alter für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, und eine seit längerer Zeit bestehende Jugendtreffgruppe.
Die Schwimmgruppe bietet die Möglichkeit schwimmen zu lernen, die sportlichen Fähigkeiten zu optimieren und gibt gleichzeitig einen Anreiz zur regelmäßigen Bewegung im jungen Erwachsenenalter. Das Gruppengeschehen steht speziell in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vordergrund.
Im Jugendtreff sind die Übernahme von Entscheidungen bezüglich der Freizeitgestaltung, Erschließung von neuen Kontakten, Bearbeitung von Themen, die außerhalb der Familie nur für die Jugendlichen in einem geschützten Raum möglich sind, ein wesentlicher Inhalt. Erprobung im Umgang mit dem anderen Geschlecht, Bedeutung von Freundschaft, aber auch das Erlernen von eigenen Grenzen in einer Gruppe sind wichtige Erfahrungen.
Unter dem Namen – Move at Spirit – ist die Neuinstallierung eines Ernährungs- und Bewegungsprojektes für junge Menschen mit Down-Syndrom geplant. In diesem soll auch die Bedeutung des Essens aus psychodynamischer Sicht mit den jungen Menschen thematisiert werden.
Bereits bestehende Tanz- und Musikgruppen sind ein wichtiger Bestandteil zur Identitätsstärkung. Für die Bedürfnisse nach Ende der Schulzeit sind Aktivitäten des Vereins „IchbinAktiv“ eine wichtige Ergänzung.
Da Angebote regional sehr unterschiedlich sind, motivieren wir Eltern auch dort, wo es keine gibt, Einfluss auf Entscheidungsträger auszuüben, Mängel aufzuzeigen, Neues zu erschließen, aber auch zuzulassen, dass Bestehendes ohne Familie genutzt werden kann. Wir fordern und hoffen, dass es in Zukunft österreichweit persönliche Assistenz für Menschen mit Down-Syndrom geben wird.